Dienstag, Juni 27, 2006

Vorstellungen über sich selbst hinterfragen

Logosynthese fordert in äusserster Konsequenz eine grosse Bereitschaft, die eigenen kognitiven Prozesse, Muster und Glaubenssätze zu hinterfragen. Gerade sprach ich mit einer Frau, die mir sagte, dass sie «ihre Essenz am liebsten visualisiert». Wenn ich so einen Satz höre, werden meine Ohren grösser: Es ist als würde sie sich das Meer als einen Kübel Wasser vorstellen. Etwas fehlt bei einer solchen Vorstellung.

Dass unsere Essenz unendlich und allmächtig ist, geht in so einer Metapher zwangsläufig verloren. Andererseits können wir uns unsere Essenz und die dazu gehörenden Prozesse nur als Metapher vorstellen, weil unsere geistigen Fähigkeiten begrenzt sind. Bei rigiden Vorstellungen über die Essenz handelt es sich wahrscheinlich um dissoziierte Zustände, und höchstwahrscheinlich um lieb gewonnene.

Eine wichtige, verständliche, aber äusserst einengende Metapher ist die Umdeutung der spirituellen Macht des Wortes in der Logosynthese zu einem psychologischen Prozess, wie «Trance», «Affirmation» oder «Placebo». Dadurch verliert das Wort in Satz 1 und 2 seine Macht, und Logosynthese wird auf eine psychotherapeutischen Technik reduziert. Das ist aber nicht Logosynthese: Wir sind mehr als Körper und Geist, wir sind Essenz.